Hützemerter SV stemmt ein gigantisches Bauprojekt

Foto WP/WR, Lothar Linke

Hützemert.  Findet Julian Ziegeweidt überhaupt noch Zeit zum Schlafen? Die Frage an den Vorsitzenden des Hützemerter SV ist sicher überspitzt.

Doch mit nicht ganz ernstem Hintergrund versehen drängt sie sich auf. Fast jeder ehrenamtlich Tätige hat irgendwo eine Baustelle. Und spricht auch gerne darüber. Julian Ziegeweidt dagegen hat gleich deren vier mit einem gigantischen Gesamtvolumen von 319.239 Euro.

Die Förderrichtlinie Moderne Sportstätte 2022 steuert 182.924 Euro bei, womit 57,3% der Gesamtkosten gedeckt sind. 35.000 Euro entfallen auf Sponsoren, an Eigenleistung sind 50.000 Euro veranschlagt und an Eigenkapital 10.000 Euro.

Schon von ferne macht der Besucher reichlich Bewegung an der Sportanlage Eulenbuche aus. Schubkarren, Leitern, herumliegende Bretter und Steine geben Zeugnis von den Aktivitäten. Viele Hände regen sich, doch alle Fäden laufen im Endeffekt bei Ziegeweidt zusammen. „Im Moment ist es schon haarig“, sagt er, „das muss man ganz ehrlich sagen“. Beruflich ist der Vereinschef stark eingebunden als Projektleiter bei der Firma Schell in Olpe. Das geht natürlich vor. „Ich bin froh, dass ich eine so geduldige Frau habe. Eine andere hätte mir vielleicht den Schlüssel vor die Tür gelegt“, lacht er an jenem kühlen Nachmittag auf Hützemerts Höhen. Das Gesamtpaket Eulenbuche besteht aus vier wesentlichen Förderpaketen. Wir stellen sie vor:

Förderpaket 1: Flutlicht und Außenbeleuchtung

Der Hützemerter SV verfügt mittlerweile über LED, ein Riesen-Unterschied zu den alten Funzeln, um es despektierlich auszudrücken. Die Zahlen belegen es: „Die alten Lampen hatten irgendwo so um die 40 oder 50 Lux pro Quadratmeter“, sagt Julian Ziegeweidt, „die neuen liegen im Schnitt zwischen 120 und 150 Lux“. Die neue Anlage hat zwei Modi: Einen gedämpfteren Trainingsmodus und einen hellen Spielmodus. Ziegeweidt: „Im Trainingsmodus reden wir über 70 Prozent, aber das ist immer noch heller als das, was vorher da war“. Weil mehr trainiert wird als gespielt, spart man da noch mal richtig Energie. „Wir haben eine Einsparung in Höhe von etwa 67 Prozent berechnet“, verriet Ziegeweidt. Die Initiative „Moderne Sportstätte 2022“ fördert dieses Paket mit bis zu 16.594 Euro, von denen schon 80 Prozent geflossen sind. Der Kreis Olpe steuert 5700 Euro zur Beleuchtung bei.

Förderpaket 2: Sanitär, Heizung, Wasser

Hier geht es um alles, was sich um das Klubhaus dreht, um die hygienische und energetische Infrastruktur, es ist das Förderpaket mit dem größte Volumen, wir sprechen über etwa 100.000 Euro. Es beinhaltet zwei Luftwärmepumpen, eine komplett neue Verrohrung, „weil wir nicht garantieren können, dass das alte Rohrsystem nicht verkeimt ist“, ergänzt Ziegeweidt. Auch die Heizungsanlage bekommt ein völlig neues Rohrsystem. Bislang hat der Hützemerter SV per Nachtspeicher geheizt. Das war Anfang der 70er Jahre, als dieses Gebäude gebaut wurde, der Hit. „Wir hatten damals nur Strom als Versorgung. Gas gab es dort oben nicht, weil wir fernab von jedem Anschluss waren. Und nur für ein Gebäude wird dort keiner hingelegt“, erläutert Julian Ziegeweidt. Damals war der Strom noch um Längen billiger. Das hat sich auch jahrelang so gehalten, aber wenn man irgendwann mal an den Punkt ist, dass man im Jahr 8000 Euro nur für Strom ausgibt, „dann ist das schon über ein Drittel der Mitgliedsbeiträge, die man für eine Stromrechnung raushaut“, weiß Ziegeweidt, „da muss man schon überlegen, ob das noch der richtige Weg ist“.

Die Überlegung, mit Solar weiterzumachen, hat der Verein in Erwägung gezogen, entschied sich dann aber für Luftwärmepumpen. Die haben zeitgleich den höchsten Effizienzgrad, zudem habe man für die Solaranlage 30.000 Euro mehr investieren müssen. Und davon werden gerade mal 1500 Euro gefördert. Wogegen die Luftwärmepumpe großßzügiger bezuschusst wird. Julian Ziegeweidt erfreut: „Vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erhielten wir einen positiven Bescheid einer Bezuschussung von 30 Prozent der Kosten für die Wärmepumpenanlagen bis zu 37.800 Euro“. Der Kreis Olpe steuerte 2000 Euro für die Sanierung von Wasserleitungen und Armarturen bei.

Der HSV verfügt über ein eigenes Wasserwerk. Ziegeweidt: „Wir haben immer ein Kubikmeter Wasser bevorratet. Dort oben sind wir so abgelegen, dass wir das Wasser aus dem Ort nur mit 0,5 bar bekommen. Deshalb müssen wir selber noch etwas Druck aufbauen, das reicht so eben, um den Behälter zu füllen, für die Dusche würde es aber nicht reichen. Da braucht man 3,5 bar“.

Förderpaket 3: Die Tennisanlage

Ein absolut sportnotwendiges Thema. Julian Ziegeweidt: „Ohne eine vernünftige Tennisanlage kann ich keinen vernünftigen Tennissport betreiben. Das ist klar. Das ist die einzige Sportart außerhalb des Fußballs, im Stadtgebiet, die förderfähig war“. Am Tennisplatz wurde der Belag bis zum Vulkangestein abgetragen, dann wurden neue Drainagen verlegt, eine neue Bewässerungsanlage eingebaut, und die komplette Umrandung neu gesetzt. Der Zaun wird erneuert, und jetzt im Frühjahr kommt die Sand-Mehl-Decke drauf. Als letztes komplettieren die Netze und die Tennislinien die Bauarbeiten. Die Zuwendungen aus der Förderrichtlinie „Moderne Sportstätte 2022“ fördert diese mit bis zu 44.135 Euro von denen schon 80 Prozent geflossen sind. Der Kreis Olpe hat zusätzlich Zuschüsse gemäß der Sportförderrichtlinie gewährt: 1500 Euro für die Erneuerung des Ballfangzauns, 3000 Euro für die Sanierung der beiden Tennisfelder. Die Stadt Drolshagen beteiligte sich mit einem Materialkostenzuschuss von 3500 Euro an einer Mauer am Tennisplatz, um den angrenzenden öffentlichen Weg abzufangen. Über „BiggeLand – Echt.Zukunft wurde eine Kleinprojekteförderung mit 80 Prozent und 14.168 Euro Zuschuss gewonnen und auch schon umgesetzt. Julian Ziegeweidt: „Hier sei Frau Hoß von BiggeLand erwähnt, die durch ihre hervorragende Arbeit die Projekte tadellos unterstützt“. Die Anlage hat jetzt 40 Jahre auf dem Buckel, „die Tennisabteilung hatte 2019 ihr 40-jähriges Bestehen“, verdeutlicht Julian Ziegeweidt den Handlungsbedarf.

Förderpaket 6: Sanierung des Vereinsheims

„Jetzt nicht wundern“, sagt Julian Ziegeweidt, „da fehlen zwei laufende Nummern“. Hier geht es um die Sanierung des Vereinsheims, Energieeffizienz, Dachdämmung, und Gebäudeausstattung und einiges mehr. Die Förderpakete 4 und 5 wurden im Rahmen der Fördermittel-Abstimmung, die seinerzeit über die Aktion „Moderne Sportstätte 2022“ lief, hinzugenommen. Ziegeweidt: „Da haben wir vom Verein aus gesagt: Okay, das Förderpaket 4 und 5 ziehen wir zurück als Antrag, damit auch für die anderen Vereine was von dem Geldern übrig ist. Wir hätten sagen können, wir wollen das auch noch, aber dann wäre es möglicherweise auf einen offenen Streit um das Geld hin ausgelaufen“. Modellprojekt 4 und 5 behinhalten praktisch Verschönerungs-Maßnahmen. „Wenn wir die Maßnahmen irgendwo anders unterkriegen, dann ist das schön. Aber wir müssen zumindestens mal die Pakete 1, 2, 3 und 6 schaffen. Das sind zum einen energie- und hygienerelevante Themen. Dieses Förderpaket beinhaltet als Einzelmaßnahmen Dach und Dämmung, Fassaden, Gebäudeausstattung und Verkaufsstelle und wird gefördert mit bis zu 42.905 Euro, von denen schon 80 Prozent geflossen sind.

Hoffen auf Feiern zum 70. Bestehen

Das Projekt Eulenbuche frisst viel Zeit. „Aber ich habe einfach die Hoffnung, dass wir Ende des Jahres damit durch sind, dass da wieder etwas ruhigeres Fahrwasser kommt“, so Julian Ziegeweidts Wunsch. Zudem hat der Hützemerter SV in diesem Sommer einen runden Geburtstag, er wird 70 Jahre. Festivitäten sind noch nicht ins Detail geplant, der Verein habe eine grobe Planung stehen, lässt Julian Ziegeweidt durchblicken. Dazu gehört die Ausrichtung des Fußball-Stadtpokals. Der ist für Anfang August terminiert. „Alles hängt davon ab, was unsere Politiker bis dahin machen“, hofft Ziegeweidt, dass es vielleicht reicht, noch „hinter“ die Corona-Pandemie zu kommen.

Dank an Helfer

Es habe mal eine Andeutung von den Ministern gegeben, dass es einen Förder-Schirm geben würde, um die Eventszene wieder etwas hoch zu holen. Dass man, wenn man Veranstaltungen im zweiten Halbjahr plant, das bei einer Corona bedingten Absage dann die entstandenen Kosten quasi übernommen werden. Ziegeweidt: „Da sind wir natürlich jetzt mit dem Ohr schwer am Puls der Zeit. Aktuell gibt es das nur als Pressemitteilung, ansonsten gibt es da nichts Schriftliches dazu. Sollte es dazu kommen, werden wir natürlich schauen, ob wir mit unseren Veranstaltungen in dieses Thema mit hinein kommen“.

Zu gerne würde der Hützemerter SV in die Planungen einsteigen und hat die Hoffnung, dass er Mitte des Jahres schon etwas machen kann. Julian Ziegeweidt: „Wenn man keine engere Veranstaltung ausrichten kann, haben wir dort oben mit der großen Open-Air-Fläche die Möglichkeit, mit Abständen, mit entsprechenden Hygienekonzepten und mit eingeladenen Leuten, die bei der Umsetzung dieses Großprojekts geholfen haben, das Ganze mal abschließen zu feiern“.

Quelle: WP /WR