Wie kleine Puzzlestücke Teil eines überregionalen Projektes werden

Von Corinna Neu
Hützemert. Durch die Panorama-Radwege, die durch die schöne Landschaft des Bergischen Landes sowie des Sauerlandes führen, wird sich bald die Lücke im Radroutennetz, das sich von Rhein und Ruhr bis ins nördliche Rheinland-Pfalz erstreckt, schließen.

Aktuell geht es um den Ausbau des etwa 750 m langen Wegeringhauser Tunnels, der voraussichtlich in den nächsten Wochen eröffnet wird. Es handelt sich um den zweitlängsten Radwegtunnel Deutschlands. Er ist Teil der 7. Etappe des Bergischen Panorama-Radweges und ermöglicht es, schon bald die Lücke zwischen Hützemert und Pernze zu schließen. Die Felswände des Tunnels wurden bereits mit Stahlgittern und Mauerankern befestigt, jedoch fehlen für die nötige Sicherheit noch Lampen, eine Notrufsäule und eine Kameraanlage, die Vandalismus verhindern soll.

Der Tunnel wird allerdings am 1. November zum Schutze der Fledermäuse erst einmal für einige Monate geschlossen. Für die kleinen Bewohner werden noch spezielle Nistkästen und Tore mit Durchfluglöchern angebracht. Ab dem 1. Mai 2012 wird der Tunnel dann wieder für uns Menschen befahrbar sein. Auch Wanderer werden von diesen Baumaßnahmen profitieren, denn der große Rundwanderweg Drolshagen führt ebenfalls durch den besagten Fledermaustunnel.

Mit der Fertigstellung des Tunnels wird es nunmehr auch interessant, den alten Hützemerter Bahnhof so umzustrukturieren, dass er als Dorfhaus und Raststätte für Einheimische und Reisende, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs sind,  dienen kann.

Mit der Stilllegung der Bahnstrecke im Jahre 1970 hat er nämlich seine Funktion als Dorfmittelpunkt verloren. Noch heute erinnern Bahnsteiglampen, das Wartegebäude, die Namenstafel am Empfangsgebäude und der Güterschuppen daran, dass hier einst ein buntes Treiben an Menschen und Gütern herrschte. Im Februar 2008 wurde das Gebäude daher als letztes noch erhaltenes Bahnhofsgebäude auf Drolshagener Gebiet in die Denkmalliste der Stadt aufgenommen.

Der Dorfverein Hützemert arbeitet fleißig an Ideen für die Umnutzung des Gebäudes. Es wurde ein spezieller Arbeitskreis gegründet, der den alten Bahnhof als Dorfgemeinschaftshaus wiederbeleben will. Hier spielt das Regionale-Projekt „LandLeben Heimat – Bürger machen Dorf“ eine wichtige Rolle. Bürgerschaftliches Engagement, die Bemühungen der ortsansässigen Vereine und die Identifikation zwischen Bewohnern, Unternehmen und Heimatort müssen gefördert und an die nächste Generation weitergegeben werden, denn vor allem ländliche Regionen haben mit einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung zu kämpfen. Die Projektfamilie LandLeben nimmt sich dieser Problematik an und versucht, die Dörfer Südwestfalens für die Zukunft stark zu machen.

 Ehemalige Bahntrassen als neue Radwege nutzen

Anzustrebendes Ziel ist es, Südwestfalen als Modellregion für fortschrittliche und langfristig ausgerichtete Entwicklungsstrategien zu etablieren. Daher sind innovative Ideen gesucht, die sich auf die Sicherung der ländlichen Infrastruktur, auf neue Bau- und Wohnformen, sowie auf touristische und landwirtschaftliche Konzepte zur Neubelebung und Kräftigung der Dörfer ausrichten.

Das Projekt rund um den Hützemerter Bahnhof wurde bisher mit dem 2.Stern der Regionale 2013 ausgezeichnet. Dieser Stern steht für eine erfolgreich ausgearbeitete Idee, deren Konzeption überzeugt. Wenn die Finanzierung gesichert ist, kann ein 3. Stern verliehen werden. Doch bis dahin müssen zuerst einmal die Bausubstanzuntersuchung des Bahnhofsgebäudes sowie eine Begutachtung des Denkmalschutzes stattgefunden haben. Mit diesen Aufgaben ist die Stadt Drolshagen bereits beauftragt worden.

Auch wenn es sich beim Ausbau des Tunnels oder der Umstrukturierung des alten Hützemerter Bahnhofs, so wird vielleicht mancher denken, nur um einzelne verhältnismäßig kleine Projekte handelt, sind sie doch wichtige Bausteine für ein gelungenes Gesamtprojekt. Sie sind Teil des über 300 km langen nordrhein-westfälischen Radfernwegenetzes, welches jedoch noch ein paar Lücken aufweist, die es zu schließen gilt. Der Bergische Panorama-Radweg stellt in diesem Netz den Abschnitt mit dem höchsten Bahntrassenanteil (über 50 %) dar. Folglich gibt es auf dieser Strecke nur wenig steilere Passagen, sodass sich eine Fahrt auch für ungeübte Radfahrer und „Genussradler“ lohnt, schließlich gibt es atemberaubende Naturpanoramen und eine alte Industriekultur zu entdecken. In den Panorama-Radwegen liegt ein hohes touristisches Potenzial, daher müssen entlang der Strecke genügend Anreize geschaffen werden, welche die Radfahrer dazu motivieren, Tages- oder Kurzreisen zu unternehmen. Hierbei sollte gezielt die Aufmerksamkeit auf Gastronomie, Einzelhandel und Sehenswürdigkeiten der einzelnen Dörfer und Städte gelenkt werden.

Genau an dieser Stelle schließen sich einige Regionale-Projekte an, darunter zum Beispiel das Bahnhofsprojekt in Hützemert. Die überregionale Einbindung des Bahnhofs-Projektes ist besonders wichtig und bringt einen positiven Prozess ins Rollen. Durch die Vervollständigung des Radweges ist es nun an der Zeit, den Standort Hützemert attraktiver zu gestalten. Dazu bietet sich eine Umstrukturierung des alten Bahnhofs in eine ansprechende Rastmöglichkeit besonders gut an. Auch Ulrich Hilchenbach, Architekt und Mitglied des Arbeitskreises „Alter Bahnhof“ in Hützemert, pflichtet dem bei und bekräftigt, wie stark Radweg und Bahnhofsprojekt miteinander verbunden sind. Daher hofft er, dass der Beginn der Baumaßnahmen rund um den Bahnhof nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt.

Mehr Informationen zu den Projekten wird es am Sonntag, 25. September, auf dem Südwestfalentag in Lüdenscheid geben, denn dort werden neben vielen weiteren Aktionen und Programmpunkten auch die Regionale-Projekte vorgestellt und die Initiatoren stehen für Fragen bereit. (Quelle:Sauerlandkurier)