Asyl: Turnhalle und Jugendheim als Unterkünfte?

Foto: Rüdiger Kahlke / lokalplus.nrw
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Hützemert. Turnhalle und Jugendheim Hützemert sind als Unterbringungsmöglichkeit für Asylsuchende im Gespräch. Am Montagabend, 29. September, informierte die Verwaltung im Alten Bahnhof in Hützemert über das Flüchtlingsproblem und mögliche Lösungsansätze. Die ca. 100 anwesenden Einwohner hatten viele Fragen, aber nicht auf alle gab es Antworten.

Kämmerer Rainer Lange und Gerhard Lütticke, Leiter soziale Dienste mussten einräumen, dass viele Details noch offen sind. Mehrfach appellierten sie an die Bürger freien Wohnraum zu melden. Jeder Raum helfe, jede Wohnung helfe, die Lage zeitweise zu entspannen.
Eingangs hatten sie deutlich gemacht, wie kurzfristig Zuweisungen erfolgen, ohne dass die Kommune darauf Einfluss nehmen könne. Nachdem es vor zwei Wochen geheißen hatte, 400 Flüchtlinge müssten kurzfristig im Kreis aufgenommen werden, kamen erstmals die Räumlichkeiten in Hützemert ins Gespräch. Lange: „Bisher ist keine Inanspruchnahme erfolgt, aber wir arbeiten an einem Konzept.“ Gerhard Lütticke schilderte die Entwicklung und zeigte auf, dass in diesem Jahr bereits 118 Zuweisungen erfolgt seien. Das seien mehr als in den beiden Vorjahren zusammen. „Das ist für Drolshagen eine beachtliche Zahl“, betonte er. Abgesehen von fehlendem Wohnraum habe es aber bisher keine ernsthaften Probleme geben.
Besucher des Info-Abends sorgten sich um den geordneten Sportbetrieb und die Existenz der Vereine, wenn Sporthallen längere Zeit nicht zur Verfügung stünden. Ein Anwohner wollte wissen, ob es gesichert sei, dass die Turnhalle maximal sechs Monate belegt werde und dies nicht zum Dauerzustand werde. Er befürchtete ansonsten einen Wertverlust seiner benachbarten Immobilie und war in Sorge, die Grundschule könnte geschlossen werden. Andere fragten nach der Organisation hinsichtlich der Verpflegung und Reinigung oder nach einer möglichen Instandsetzung, sollte es zu Schäden kommen. Zudem wurde angeregt, Flüchtlinge auch in anderen Dörfern unterzubringen und nicht alles auf Bleche und Hützemert zu konzentrieren. Andere sahen andere Hallen als geeigneter und kostengünstiger an.
Die Vertreter der Verwaltung verwiesen darauf, dass die Kommune andernorts nicht über eigene Gebäude verfüge und die Wohnungssuche wenig erfolgreich gewesen sei. Rainer Lange erklärte, die Stadt versuche in der ehemaligen Volksschule Bleche einen Puffer zu schaffen. Dort könnten dann 40 Personen unterkommen. Vage Hoffnung gebe auch das ungenutzte Verwaltungsgebäude eines Unternehmens, das man inzwischen inspiziert habe.
„Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen“, so der Kämmerer. Er bat um Nachsicht, wenn der Informationsfluss nicht immer den Erwartungen der der Anwohner entsprochen habe. Man werde „alles daran setzen, die Halle nicht benutzen zu müssen.“ Ausdrücklich lobte Lange das Netzwerk Asyl mit dem ehrenamtlichen Engagement. Etwas Entlastung sei zudem durch die Einstellung einer Mitarbeiterin im Zuge des Bundesfreiwilligendienstes erfolgt, die die Verwaltung etwas entlaste.
Was die Organisation des Sportbetriebes angeht, setzt der Kämmerer auf die Hilfe des Stadtsportverbandes. Es soll bei der Koordination der Hallenzeiten helfen, wenn zum Beispiel die Halle in Hützemert als Flüchtlingsunterkunft gebraucht wird. Die Lasten sollen dann nicht nur Hützemerter Sportler schultern. Mögliche Schäden durch Einnahmeausfälle im Jugendzentrum müsse die Stadt ersetzen, so Lange. Sie müsse auch für eine eventuell nötige Reparatur oder Instandsetzung sorgen, sollten sich Abnutzungserscheinungen durch die Belegung mit Flüchtlingen ergeben. Er sicherte zu, dass die Halle in Hützemert nur zeitlich befristet als Flüchtlingsunterkunft dienen soll. Noch im Herbst werde im Rat über den Bau von zwei Unterkünften in Holzständerbauweise beraten.

Der Info-Abend in Hützemert war als Auftaktveranstaltung gedacht, der ähnliche Informationen in anderen Ortschaften folgen sollen. Im Zuge der sachlich geführten Diskussion blieben einige Fragen unbeantwortet, auch weil sich Situationen teilweise kurzfristig ändern. Deutlich wurde aber, dass fehlender Wohnraum ein gravierendes Problem ist.(Quelle: www.lokalplus.nrw)

Eckdaten:

  • 2014 wurden der Stadt 49 Asylsuchende zugewiesen
  • In diesem Jahr gab es bereits 118 Zuweisungen. Bis zu 100 weitere Zuweisungen könnten noch in diesem Jahr erfolgen.
  • Die Flüchtlinge kommen aus 22 Ländern, 103 von ihnen sind im erwerbsfähigen Alter, 18 sind jünger als fünf Jahre, weitere 18 sind schulpflichtig (sechs bis 18 Jahre alt).
  • 32 Flüchtlinge sind bisher in Hützemert untergebracht.
  • Bei der Unterbringung achtet die Verwaltung auf Nationalitäten und religiöse Zugehörigkeit, „um Spannungen zu vermeiden“, so Gerhard Lütticke.